
Keine Eindämmung der Schwarzarbeit
Für „schwarze“ Reinigungsfirmen gibt die App keinen Anreiz, ein Gewerbe anzumelden. Im besten Fall entsteht ein Mindestlohnsektor – ohne Wachstums- oder Innovationspotenzial. Warum das so ist, erfährst du hier.
Dumpingpreise verhindern den Wechsel in legale Beschäftigung
Wer aktuell schwarz als Haushaltshilfe arbeitet, wird durch Heils Modell kaum in eine legale Beschäftigung wechseln – denn dadurch würden Arbeitslosengeld wegfallen und die Einnahmen niedriger ausfallen als bei illegaler Arbeit. Grund dafür ist die unvermeidbare Entstehung von Dumpingpreisen:
Um den geplanten Zuschuss von maximal 2.000 Euro pro Jahr und Haushalt voll auszuschöpfen, werden Familien eher günstigere Anbieter bevorzugen, um sich mehr Reinigungen pro Jahr leisten zu können.
Verstecktes Verlustgeschäft für Reinigungsfirmen
Damit sie überhaupt Aufträge bekommen, werden teilnehmende Reinigungsfirmen ihren Angestellten kaum mehr als den Mindestlohn zahlen können. Freelancer werden ebenfalls nicht mehr verlangen können. Die Folge: Beide erhalten über die geplante App viele Kleinaufträge und verbringen den Großteil des Tages damit, von Wohnung zu Wohnung zu hetzen. Die Fahrtzeit können sie sich nur dann als Arbeitszeit bezahlen lassen, wenn sie nicht im Preiskampf unterbieten wollen.
Für solo-selbstständige Reinigungskräfte wird die App daher kein Anreiz sein, aus der Schwarzarbeit heraus ein Gewerbe anzumelden. Professionelle Reinigungsfirmen setzen ihre Angestellten lieber im Business-Segment oder bei Sonderreinigungen ein, wo höhere Einnahmen möglich sind. Die Staatsapp droht so zum Sammelbecken für Dumpingpreise und das untere Qualitätssegment zu werden. Die erhoffte Eindämmung des Schwarzmarkts bleibt aus.
Online-Reinigungsportale als echte Alternative
Bei ExtraSauber können sich nur angemeldete Reinigungsfirmen registrieren. Der Anreiz, über unsere Plattform ein Gewerbe anzumelden, ist groß: Jede Reinigungsfirma oder selbstständige Reinigungskraft legt ihren Preis selbst fest – ohne Limit nach oben.
Diese Preisgestaltung ermöglicht eine faire Bezahlung und führt dazu, dass die Top-Reinigungskräfte auf ExtraSauber bis zu 3.700 Euro brutto pro Monat verdienen können. Damit ist ExtraSauber eine echte Alternative zum Schwarzmarkt – im Heil-Modell sind solche Einnahmen undenkbar.
Ein Mindestlohnsektor ohne Zukunft
Anstatt Schwarzarbeit einzudämmen, könnte Heils Idee einen Mindestlohnsektor ohne Wachstumspotenzial schaffen. Es besteht sogar die Gefahr, dass der Schwarzmarkt wächst:
Pendelt sich über die App der Preis auf einem Höchstlimit ein, können auch „schwarze“ Haushaltshilfen einen nur knapp niedrigeren Preis verlangen. Außerdem lässt die staatliche App keinen Raum für Innovation – anders als der freie Markt, wo sich kundenorientierte Modelle entwickeln können.
Da das System nur über Subventionen funktioniert, stellt sich die Frage: Was passiert, wenn der Staat keine Gutscheine mehr vergibt? Viele Firmen könnten schließen und der Markt würde zurück zum von Schwarzarbeit geprägten Status quo gehen.
Staats-App macht Schwarzarbeit noch attraktiver
Nach Aufbrauchen des Gutscheins – und teils schon vorher – besteht für beide Seiten der Anreiz, sich am System vorbei auf einen günstigeren Schwarzmarktpreis zu einigen. Schwarzarbeitende Putzkräfte verlangen je nach Region zwischen 8 und 15 Euro pro Stunde.
In Heils Modell müsste eine legale Reinigungsfirma mindestens 27 Euro pro Stunde verlangen, um kostendeckend zu arbeiten. Selbst mit Bonus bliebe der Preis für den Kunden höher als bei einer schwarzen Kraft. Ein detailliertes Rechenbeispiel findest du im Artikel 40 % auf jede Reinigung – wirklich ein Schnäppchen?.
Fazit
Die Gutscheine senken zwar für manche Familien den Preis einer Reinigung, haben aber kaum Einfluss auf den Schwarzmarkt. Pauschalierte Steuern und Sozialabgaben für Reinigungskräfte – wie im Artikel „Wie macht man’s besser?“ vorgeschlagen – könnten dagegen direkt wirken, Bürokratie abbauen und allen Bevölkerungsgruppen zugutekommen.
Zuletzt aktualisiert am 20.03.2023.
Häufige Fragen
Sind Reinigungskräfte bei ExtraSauber angemeldet?
Wie buche ich eine Reinigungskraft über ExtraSauber?
Welche Reinigungsarten gibt es noch?
Kann ich eine Reinigung auch stornieren?
Das könnte dich auch interessieren:

Massives Qualitätsproblem steht bevor
Heils Modell wird durch die niedrige Entlohnung hauptsächlich Menschen ins Reinigungsgewerbe ziehen, die zwar arbeiten wollen, aber sonst keine Beschäftigung finden. Die Folge: Nutzer der Plattform werden mit den gebuchten Reinigungen in der Regel unzufrieden sein.

Wie macht man's besser? – unsere Lösungsvorschläge
Bei Heils Idee gilt es vor allem, das Gutschein-Modell zu überdenken. Langfristig kann Schwarzarbeit im Reinigungsgewerbe jedoch nur eingedämmt werden, wenn der Staat die gesetzlichen und steuerlichen Rahmenbedingungen für Reinigungskräfte anpasst. Wir haben Verbesserungsvorschläge ausgearbeitet.